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28.10.2016 – Presseerklärung
Kulturprojekt „Atelier + Kantine“ beendet Engagement in Dömitz
Zum Saisonende 2016 werden wir mit dem Kulturprojekt atelier + kantine die Festung Dömitz verlassen. Seit über einem Jahr andauernde, Zeit und Nerven zehrende Querelen mit den Verantwortlichen der Stadt und der Festung zwingen uns unser Engagement für eine kulturelle Bereicherung der Stadt Dömitz und der angrenzenden Region einzustellen – ein Schritt, den wir selbst sehr bedauern …
Mit viel materiellem und ideellem Elan haben wir das Projekt atelier + kantine in den letzten zwei Jahren vorangetrieben. In dieser Zeit entstanden vier große Fotografie-Ausstellungen mit international arbeitenden Fotokünstlern zu den Themen Flucht & Vertreibung in Europa, der deutschen Bundeswehr, der industrialisierten Lebensmittel-Produktion und nicht zuletzt die vielfach beachtete Ausstellung zum Thema Grenzen weltweit. Mit dem ‚Festungs-Open Air’ im Jahr 2015 haben wir den Grundstein für ein elektronisches Musikfestival gelegt, das sich erfolgreich an junge Menschen in der Region wandte. Auch Vorträge, Lesungen und kleinere Klubkonzerte stießen regional und überregional auf großes Interesse und eine große mediale Resonanz.
Gleichzeitig konnten wir als Partnerbetrieb des Biosphärenreservats Elbtalaue ein kleines und feines Café in Dömitz etablieren. Mit seiner Qualität, seiner Atmosphäre und den Produkten – viele davon aus der Region – erfreut sich diese kleine Oase einer zunehmenden Beliebtheit, die weit über die Grenzen von Stadt und Region hinausgeht.
Der Kulturinitiative atelier + kantine ist es damit nicht nur gelungen attraktive Räume zum Nachdenken und Austauschen über zentrale Themen der heutigen Zeit zu schaffen, sondern sie hat der Stadt und der Region auch zu mehr Attraktivität und Aufmerksamkeit verholfen.
Mit der Kündigung unserer Räume wird der weitere Aufbau und die Etablierung eines stetigen Angebotes von atelier + kantine nun wegfallen – ebenso wie die hiermit verbundenen Arbeitsplätze. Wir bedauern dies sehr, sehen auf der Festung in Dömitz aber mittlerweile keine Perspektive mehr für ein engagiertes, innovatives und kreatives Projekt wie unseres.
Als wir der Stadt Dömitz vor zwei Jahren unsere Initiative vorschlugen, hatten wir sehr deutlich gemacht – und wir waren uns hierin mit den Stadtvertretern einig –, dass ein solches Projekt nur mit einer klaren Unterstützung und Förderung durch die Stadt umzusetzen sei. Die anfänglich durchaus angebotene Unterstützung verlor sich jedoch bald in einem alltäglichen ‚Kleinkrieg’ um eigentlich geklärte Grundvoraussetzungen für das Gelingen des Projektes. Immer wieder mussten wir uns z.B. von unseren Gästen Klagen über eine unfreundliche Behandlung am Eingang zur Festung anhören, unsere Lieferanten wurden durch neue, absurde Zugangsbeschränkungen zur Festung behindert und verärgert, Stadtvertreter versuchten durch diffamierende Äußerungen unser Image zu schädigen, Plakate und Veranstaltungshinweise wurden durch das Personal auf der Festung beseitigt und zerstört.
Trotz zahlreicher Gesprächsversuche und trotz unseres intensiven Bemühens um Kooperation statt Konfrontation ist es uns in einem solchen Klima leider nicht gelungen eine tragfähige Basis für einen Ort der Kultur zu schaffen: d.h. einen Ort, der einen konstruktiven, kreativen, offenen und anregenden Austausch zu den lokal wie global zahlreich sich stellenden Herausforderungen unserer Zeit ermöglicht und fördert.
Die Entscheidung, die Festung Dömitz zu verlassen, bedauern wir dabei gleichzeitig sehr, da das hier gegebene Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturangebote (die Verknüpfung der Festung als Baudenkmal mit den Angeboten des Biosphärenreservats und unseres Kultur- und Café-Betriebs) die Chance auf ein vielversprechendes, sich wechselseitig befruchtendes Kulturangebot mit Alleinstellungscharakter hätte bieten können.
Grundsätzlich ist der Weggang von atelier + kantine in Dömitz damit ein weiterer Punkt in der länger werdenden Liste be- und verhinderter (Stadtentwicklungs-)Projekte vor Ort.
Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Zuspruchs für das Projekt werden wir nun alternative Standorte, die uns in der Region angeboten wurden, prüfen und hoffen, dass wir in absehbarer Zeit an anderer Stelle unser Projekt mit neuem Schwung fortführen können.
All jenen, die uns Mut gemacht, uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden und damit wesentlich am Erfolg des Projektes atelier + kantine mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt.
Dömitz, im Oktober 2016
Renate Ruhne & Andreas Herzau
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